Warmes Wasser & Energieverbrauch
Dusche und Wasserhahn - Unerkanntes Potential für die Energie- und Klimawende: Trotz größter Bedeutung und größter Sparpotentiale völlig vernachlässigt und bisher ohne EU-Label
Warmes Wasser aus Dusche und Hahn
Überraschende Erkenntnis aus dem obigen Vergleich: Das Warme Wasser aus Dusche und Wasserhahn verbraucht fast so viel Energie wie ein sparsames Elektroauto. Der Elektro-Durchlauferhitzer für die üppigen, aber immer noch üblichen 10-12 Liter pro Minute aus Dusche oder Wasserhahn verschlingt satte 18kW an Leistung. Da kann die häusliche Ladestation fürs eAuto mit den üblichen 7,5 kW ganz und gar nicht mithalten.
Im Gegensatz zu allen anderen Verbrauchern kann das Warme Wasser jedoch relativ einfach ganz erheblich reduziert werden. Sparsame Duschköpfe, Perlatoren im Wasserhahn und Durchfluss-Begrenzer sind mittlerweile verfügbar. Damit ergeben sich dann die sehr viel niedrigeren, blauen Verbrauchswerte in der Grafik oben.
Die neuen Werte berücksichtigen auch die unterschiedlichen Wirkungsgrade der genutzten Heizsysteme. WW mit Strom meint Durchlauferhitzer mit fast 100% Wirkungsgrad. Warmwasser mit Gastherme hat einen fast ebenso hohen Wirkungsgrad. Beim Warmwasser mit Zentralheizung (WW mit Gas ZH) fällt der Wirkungsgrad schon etwas ab. Die Rohrverluste vom Keller bis zur Wohnung machen sich bemerkbar.
Bei der Zentralheizung im Keller eines mehrstöckigen Mehr-Familien-Haus (WW mit Gas MFH) leidet der Wirkungsgrad dann ganz erheblich. Besonders in älteren Häusern sind die Warmwasser-Ringleitungen häufig noch schlecht gedämmt und wirken wie eine kleine Wandheizung. Das ständig auf hoher Temperatur gehaltene Wasser in der Zirkulationsleitung der Wand ergänzt im Winter zwar die Heizung in den Wohnungen. Im Sommer ist die gut temperierte Wand aber sicher kein Vorteil mehr.
Nachhaltiger Umgang mit Wasser im Haushalt
Wasser ist ein Grundthema der Klimawende. Sinkende Grundwasserspiegel in der Wasserversorgung sind traurige Wirklichkeit in Deutschland. Weniger Wasser im Haushalt zu verbrauchen ist ohne große Kosten möglich und dazu ein sehr effizienter Klimaschutz.
Mindestens die Hälfte des Wassers kann jeder Haushalt weniger verbrauchen, ohne dies als Einschränkung oder Sparzwang zu empfinden. Es fehlt aber an der entsprechenden Information und den Aufrufen zum Mitmachen. Mit den richtigen und praktischen Anleitungen könnten Millionen Liter, ja Kubikmeter Brauchwasser als Grundwasser im Boden verbleiben.
Stiftung Warentest hat vorgerechnet wieviel Energie (und Geld) eingespart werden könnte, wenn nicht hunderte von Litern Warmwasser völlig überflüssigerweise durch unsere Duschköpfe jagten. Zur Erinnerung: Der Energieverbrauch für Warmes Wasser aus Dusche und Wasserhahn ist in Haushalten genauso groß wie der Stromverbrauch aller Elektrogeräte zusammen.
Und im Gegensatz zu Waschmaschine und Spülmaschine können Dusche und Wasserhahn sehr einfach im Wasserverbrauch regelbar gemacht werden. Kleinteile von wenigen Euros genügen. Es gibt allerdings kein EU-Energielabel wie für andere Großverbraucher wie Kühlschranke, Trockner oder Waschmaschinen. Es gibt nur eine Label-ähnliche Auszeichnung des Wasser- und Energieverbrauchs. Dieses freiwillige Label UWLA.eu hat energiebewusste Länder wie Schweiz und Schweden als Vorbild. Das BMWK finanziert schon länger wassersparende Utensilien über eine bundesweite Aktion. Viele Firmen und Städte haben bereits entsprechende Projekte (siehe RCmannesmann.de) vorbereitet und durchgeführt.
Alles in allem wären die Möglichkeiten für ein MitMachen und nachweisbare energie- und wassersparende Erfolge und klimafreundliche Auswirkungen in diesem Bereich unglaublich hoch. Der Warmwasser-Energieverbrauch eines durchschnittlichen Dreipersonen-Haushaltes kann ohne großen Aufwand und große Anstrengungen mehr als halbiert werden. Ein eAuto hat laut Umweltbundesamt (UBA) einen Jahresverbrauch von ca. 2.000 kWh. Diesen zu halbieren wird Deutschland nicht mehr erleben, der Trend zu großen SUVs gilt auch für eAutos.
Große Einsparungen beim Warmwasser sind nicht "nur" eine Frage der richtigen Information. Die Umsetzung in den Haushalten bedarf einer zielgerichteten Anleitung. Die erzielbaren Kostensenkungen machen sich leicht in dreistelligen Euro-Summen bemerkbar.
Sparsam & Praktisch
Die Stiftung Warentest ist auf dem Laufenden: Sie hat besonders die Energiekosten untersucht und bietet Testergebnisse für sparsame Duschköpfe. Allerdings findet eine Einordnung in Energieklassen selbst dort nicht statt, obwohl Energiekosten derzeit in der Öffentlichkeit eine wichtige Rolle spielen. Das Prädikat GUT erhalten sogar noch Duschköpfe mit 9,1 Litern pro Minute. Nach der seit Jahren in der Schweiz üblichen Einteilung wären bereits 8 Liter und darüber keine wirklich sparsamen Duschköpfe mehr.
Beim wohlbekannten Möbelhaus ist der Energieverbrauch auch ein Thema: Alle Duschköpfe und Wasserhähne sind mit freiwilligen, dem EU-Label ähnlichen Angaben ausgezeichnet: UWLA.eu
In Supermärkten und vor allem in Baumärkten ist eine Auszeichnung nach konkretem Verbrauch dagegen noch kaum angekommen. Selbst regionale Großhändler passen bei der "sonderlichen" und seltsamen Frage nach dem Verbrauch kopfschüttelnd: Es bestehe keine Nachfrage nach derartigen "sparsamen" oder "nachhaltigeren" Geräten.
A bis G in "Liter pro Minute"
Schweizer Bundesamt für Energie (BfE)